Anfang Juli 1981 beging unsere Feuerwehr das 100jährige Bestehen mit einem großen Feuerwehrfest, auf dem heutigen Spielplatz, neben der Schule. Es war bestimmt das größte Fest neben der 700-Jahr-Feier von Wissenbach, das in unserem Dorf bis dahin gefeiert wurde.
Die Wehr im Jubiläumsjahr 1981
Am Freitagnachmittag haben wir auf dem Friedhof unserer verstorbenen und in den beiden Weltkriegen gefallenen Kameraden gedacht und am Ehrenmal einen Kranz niedergelegt. Herr Pfarrer Heim hielt eine Andacht, der Posaunenchor um-rahmte die Veranstaltung musikalisch, Wehrführer Hermann Weil sprach für die Jubiläumswehr und viele Wissenbacher Bürger waren ebenfalls zugegen. Es war eine würdige Ehrung unserer Toten und ein guter Anfang unseres Festwochenendes.
Abends um 20:00Uhr fand der Festkommers statt. Viele Gäste konnten wir im voll besetzten Festzelt begrüßen. Sehr gute Musik bot das bekannte Blasorchester des TV Herbornseelbach unter seinem Dirigenten Rudi Bickel.
Unser Bürgermeister und Schirmherr, Otto-Friedrich Schlemper, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Hans Holighaus und weitere Mitglieder der Gemeindekörperschaften kamen zu uns. Herr Pfarrer Heim von der Evangelischen Kirchengemeinde, Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann, Ortsbrand-meister Reinhold Schwehn und der Ausbilder an der Landes-feuerwehrschule in Kassel, Hauptbrandmeister Harald Böttcher waren unsere Gäste. Ebenso verschiedene Vertreter der heimischen Wirtschaft, die Kameraden aus den anderen fünf Eschenburger Wehren und Abordnungen aus Feuerwehren der Nachbargemeinden.
Und nicht zuletzt die Vertreter der Wissenbacher Vereine, die uns auch bei der vielen Arbeit während der Festtage tatkräftig unterstützt haben.
Nach der Begrüßung durch Wehrführer Hermann Weil ließ dieser noch einmal das Geschehen von 100 Jahren FREIWILLIGER FEUERWEHR in Wissenbach Revue passieren und dankte den Kameraden und den Verantwortlichen der Gemeinde, des Kreises und des Landes Hessen für ihre Arbeit bzw. Unterstützung. Aber auch einige Gedanken für die Zukunft des Brandschutzes und seiner Einrichtungen und Organisationen sprach er an.
Schirmherr, Bürgermeister Schlemper, stellte seine Festrede unter das Thema „FREIWILLIGKEIT UND IDEALISMUS“. Er fand Worte des Dankes und der Anerkennung für den freiwilligen Dienst am Nächsten und lobte das Engagement seiner Feuerwehrleute in Eschenburg. Ferner zeigte er die finanziellen Aufwendungen für den Brandschutz durch die Gemeinde auf, der in Eschenburg sehr ernst genommen wird und einen hohen Stellenwert hat.
Sein Eintreten für die Feuerwehren ist auch über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt. Dies wurde auch an diesem Fest-tag entsprechend gewürdigt, denn unser Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann konnte ihm, im Auftrag des Deutschen Feuerwehrverbandes, die Ehrenmedaille des Verbandes über-reichen.
Eine weitere Ehrung erfuhr anlässlich des Festkommerses unser Kamerad Helmut Weil. Nach fünfzigjähriger Mitgliedschaft, davon über 40 Jahre in der Einsatzabteilung, ernannten wir ihn zu unserem dritten Ehrenmitglied.
Nach Grußworten von Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann, dessen Vorgänger Ludwig Reuter und Ortsbrandmeister Reinhold Schwehn gratulierten die Vertreter der verschiedenen Feuerwehren und die Vorsitzenden der Wissenbacher Ortsvereine.
Nach dem offiziellen Teil sorgte Rudi Bickel mit seinem TV-Orchester noch für einige frohe Stunden im Festzelt.
Am Fest-Samstag gab es zunächst eine Alarmübung bei der Firma Möbel-Lückoff, an der die Eschenburger Wehren und auch die Wehr aus Frohnhausen teilnahmen. Ein Luftballon-Wettbewerb für die Kinder und ein Wettspritzen der Wissen-bacher Vereine schlossen sich an. In der Zeitung war folgen-des zu lesen:
„Zu einer Alarmübung trafen sich die Feuerwehren aus Eschenburg und Frohnhausen am Samstagnachmittag im Eschenburger Ortsteil aus Anlass des 100-Jahre-Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr. Die Brandschützer zeigten so-wohl in der Technik als auch in punkto Schnelligkeit eine gute Leistung und waren umgehend an den Einsatzstellen.“
In der anschließenden Manöverkritik wies Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann auf einige Unzulänglichkeiten hin, die noch abzustellen seien. Einige Male sei man zu unvorsichtig in 208
die Gefahrenstelle hineingegangen, dabei sei das Leben der Feuerwehrleute gefährdet. Unter dem Strich äußerte er sich aber sehr zufrieden über den Verlauf der Übung.
Massenandrang herrschte beim Wettspritzen der Ortsvereine unterhalb des Festzeltes. Viele Einwohner von Wissenbach waren auf den Beinen, um den dreizehn Gruppen beim Wett-lauf mit Schlauch und Spritze zuzuschauen.
Es siegte die zweite Mannschaft des SSV Wissenbach vor den örtlichen Mitgliedern des AMC Laasphe und dem Schützen-verein. Besonders viel Applaus erhielten die beiden Teams der Landfrauen sowie die Abordnung des Kirchenchors.
Am Abend traf man sich dann im Festzelt zu einer gelungenen Tanzveranstaltung, wobei das Zelt mit ca. 1.000 Plätzen voll besetzt war. Es herrschte eine hervorragende Stimmung. Erfreulich war aber in jedem Fall festzustellen, dass es keine Zwischenfälle oder irgendwelchen Ärger gab. Am frühen Morgen verließen die letzten Besucher das Zelt und für die Feuerwehrkameraden hieß es nun „Großreinemachen“ für den Sonntagmorgen.
Ein besonderer Höhepunkt des Jubiläums ist bestimmt der Gottesdienst im Festzelt gewesen, der von der Evangelischen Kirchengemeinde und der Freien Evangelischen Gemeinde gemeinsam gestaltet wurde. Die gemischten Chöre und die beiden Posaunenchöre gaben mit ihren gemeinsamen Lied- und Musikvorträgen dem Gottesdienst einen sehr feierlichen Rahmen. Rund 700 Besucher waren gekommen, und wir Feuerwehrleute haben dies alles als eine besondere Auszeichnung und Ehre für uns verstanden. Wir haben uns sehr darüber gefreut und sind heute noch dankbar dafür.
Mittags um 14:00Uhr begann mit drei Böllerschüssen unser großer Festzug durch Wissenbach.
Fahnenträger v.l.: Roland Winter, Roland Kern, Michael Hain
Fünf Kapellen bzw. Spielmannszüge sorgten für den richtigen „Takt“ zum Marschieren.
Unsere Heimatzeitung berichtete hierüber folgendes:
„Etwa eine Stunde benötigte der Festzug anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr am Sonntagnachmittag, um die Strecke durch den Ortsteil zurückzulegen. 43 Gruppen boten den Hunderten von Zuschauern ein farbenprächtiges und begeisterndes Bild. Neben den vielen Feuerwehrabordnungen der Nachbarorte beeindruckten be-sonders die geschmückten Wagen der örtlichen Vereine. Neben den Landfrauen, die unter dem Motto „Seit 1979 qualmt das Backes wieder“ mit einer Kuh durch die Straßen zogen, beteiligten sich Obst- und Gartenbauer sowie der Schützenverein mit dem Schlagwort „Baustopp“: Natürlich durfte auch der SSV Wissenbach nicht fehlen, und Gesang- und Geflügel-zuchtverein vervollständigten den bunten Reigen.
Zahlreiche alte Feuerwehrspritzen und Einsatzgeräte aus der guten alten Zeit waren zu bewundern. In vorderster Reihe marschierten neben Schirmherr Otto-Friedrich Schlemper der scheidende Landrat Dr. Karl Rehrmann sowie Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann und Wehrführer Hermann Weil.“
v.l.: Ortsbrandmeister Reinhold Schwehn, Landrat Dr. Rehrmann, Kreisbrandinspektor Siegfried Hermann, Bürgermeister Otto-Friedrich Schlemper, Wehrführer Hermann Weil
Nach Abschluss des Festzuges unterhielten verschiedene Kapellen und Spielmannszüge im überfüllten Zelt an der Schule die große Festgemeinde. Es mussten noch zusätzliche Bänke aufgestellt werden.
Meta Müller (Beckersch Meta) mit dem letzten bäuerlichen Gespann Wissenbachs
Am Abend konnte dann wieder das Tanzbein geschwungen werden. Gute Stimmung und viele fröhliche Menschen im Zelt machten auch diesen Tag zu einem unvergesslichen Ereignis.
Der Montag sollte dann mit einem Frühschoppen für alle, die so fleißig an der Vorbereitung und Durchführung des Festes mitgearbeitet hatten, ein Dank und eine Anerkennung sein. „Wirtsleute“ waren an diesem Tag zunächst unsere Landfrau-en mit ihrer unvergessenen Vorsitzenden „Reeh’s Mariechen“ an der Spitze. Was sie gemeinsam an diesem Montag geleistet haben, wird uns immer in guter Erinnerung bleiben. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der Früh-schoppen zog sich doch sehr in die Länge. Bald war das Zelt wieder gut halb besetzt, und die Feuerwehrkameraden mussten doch auch wieder an die Arbeit. Ohne Kapelle, nur mit Musik „aus der Dose“ ging das Treiben noch bis in den frühen Dienstagmorgen.
Es war insgesamt ein wunderschönes Fest, auch das schöne Wetter hatte dazu beigetragen, von dem alle, die dabei waren, heute noch schwärmen. Wir Männer im „blauen Rock“ der Feuerwehr waren begeistert, wie die Menschen aus unserem Dorf und aus den Nachbargemeinden das Fest angenommen haben und uns die Ehre ihres Besuches gaben. Darin sehen wir bis zum heutigen Tag eine Anerkennung unseres freiwilligen Dienstes am Nächsten, und es spricht gewiss auch für ein gutes Miteinander von unseren Bürgern und ihrer Feuerwehr. Wir wüschen uns, dass dies auch in der Zukunft so bleiben sollte.